Werte und Normen – ein Schulfach mit Staatsvertrag

Im Staatsvertrag, den der HVD Niedersachsen mit dem Land Niedersachsen im Jahr 1970 abgeschlossen hat, wurde unserem Verband zugesichert, dass an öffentlichen Schulen ein dem Religionsunterricht gleichberechtigter religionskundlicher Unterricht als eigenständiges Fach erteilt wird. In einem Zusatzvertrag aus dem Jahre 1992 hat der Verband zugestimmt, dass dieser Unterricht im Fach Werte und Normen aufgeht.

So heißt es im Niedersächsischen Schulgesetz (§ 128 (2) NSchG): „Im Fach Werte und Normen sind religionskundliche Kenntnisse, das Verständnis für die in der Gesellschaft wirksamen Wertvorstellungen und Normen und der Zugang zu philosophischen, weltanschaulichen und religiösen Fragen zu vermitteln“.

Dem HVD Niedersachsen wurde ein Mitspracherecht bei der inhaltlichen Gestaltung des Faches eingeräumt, beispielsweise durch die Entsendung von Mitgliedern in die Kommissionen zur Weiterentwicklung der Kerncurricula. Darüber hinaus verfügt der Verband über einen Sitz im Landesschulbeirat.

Warum Werte und Normen?

Da die religiös-konfessionelle Bindung in der Gesellschaft seit vielen Jahren immer mehr zurückgeht, setzt sich der HVD Niedersachsen dafür ein, dass Schülerinnen und Schülern aller Jahrgangsstufen und Schulformen, die sich vom Religionsunterricht abmelden, ein Alternativangebot zur Verfügung steht und sie Zugang zu einer säkularen und religionskundlichen Bildung erhalten. Mit Erfolg: Während immer weniger Schülerinnen und Schüler am Religionsunterricht teilnehmen, steigt ihr Anteil im Fach Werte und Normen deutlich an. Im Jahr 2021 haben im Mittel fast 25 Prozent aller Lernenden das Fach Werte und Normen angewählt, in der Sekundarstufe II ist es fast die Hälfte (Grundschule: 0,41 %, Sek I: 35,9 %, Sek II: 46,23%).

Nachdem das Fach Werte und Normen seit den 1980er Jahren bisher nur ab Klassenstufe 5 angeboten wurde, soll es bis 2026 als ordentliches Unterrichtsfach auch an Grundschulen eingeführt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Einführung für die 1. Klassen um ein Schuljahr verschoben. Zum Schuljahr 2022/23 konnten Grundschulen Lerngruppen für die Jahrgangsstufen 1 und 3 einrichten.

Werte und Normen – eine Wahl für alle

Während die Gymnasien in Niedersachsen Werte und Normen grundsätzlich anbieten, umgehen viele Integrative Gesamtschulen die gesetzlichen Vorgaben durch Etablierung eines überkonfessionellen Religionsunterrichts. Unser Ziel ist es, dass alle Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen die Möglichkeit haben, Werte und Normen anzuwählen. Unsere Forderungen an das Kultusministerium sind:

  • Erkennbarer Ausbau des religionskundlichen Anteils im Fach Werte und Normen.
  • Ein Untersagen von Mischformen des Werte und Normen- sowie Religionsunterrichts, vor allem an den Integrierten Gesamtschulen.
  • Die konsequente Umsetzung des Beschlusses zur Lehrpersonen-Mobilität in Niedersachsen. Damit wollen wir die Gleichstellung der Fächer Werte und Normen und Philosophie sicherstellen.
  • Die Einführung des Faches als schriftliches Prüfungsfach auf erhöhtem Anforderungsniveau (P1, P2, P3).
  • Mehr Ausbildungsangebote (d. h. insbesondere religionswissenschaftliche) für Lehrpersonen für das Fach Werte und Normen an den niedersächsischen Universitäten für alle Schulformen.

Um diese Ziele auf bildungspolitischer und gesellschaftlicher Ebene zu erreichen, arbeiten wir seit seiner Gründung eng mit dem Fachverband Werte und Normen e. V. zusammen.