Religionen bei den Humanisten

Das Haus der Religionen und der Humanistische Verband öffneten zur Langen Nacht der Kirchen am 7. September 2018 das Haus Humanitas, um über Werte, Ethik und das verbindend-menschliche zu sprechen, dem sich Religiöse und Nichtreligiöse gleichermaßen verpflichtet fühlen.

Manch jemand konnte es kaum glauben: das Haus Humanitas als Veranstaltungsort bei der Langen Nacht der Kirchen in Hannover. Und zwar nicht als „Gegenveranstaltung“ – sondern als Gastgeber für das Haus der Religionen, dem der Humanistische Verband als ausdrücklich nichtreligiöse Weltanschauungsgemeinschaft schon seit inzwischen 10 Jahren angehört.

Das Haus der Religionen beteiligt sich seit vielen Jahren bereits an dieser zuvor noch sehr innerchristlich ausgerichteten Reihe. In diesem Jahr stand das Verhältnis zwischen den weltlich orientierten Menschen – der humanistischen Weltanschauung – und den Religionen im Mittelpunkt. Das Programm wurde sehr gut besucht und angenommen. Es kamen und gingen die Gäste, die vorher oder nachher beispielsweise noch in die Marktkirche gingen. Nicht selten konnten weit über 60 anwesende Besucher gezählt werden.

Das Programm reichte von einem Philosophier-Angebot für Kinder mit dem sprechenden Raben Sokrates (Anette Klecha: „Wer hat sich das Universum ausgedacht?“); über eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Religiöse Menschen und Humanisten – wir wollen doch alle das Gleiche für die Gesellschaft. Oder?“ unter der Leitung von HAZ-Redakteur Conrad von Meding mit Vertretern der Bahai, Muslime, Christen und Humanisten; einer Einführung in die Tradition der Humanisten; und einem Kurzvortrag des Religionswissenschaftlers Prof. Dr. Dr. Peter Antes zur Frage „Leben wir im säkularen Zeitalter oder kehrt die Religion zurück?“

Zwischendurch gab es Musik vom Chor des Humanistischen Verbandes „Freiklang“ und Klezmermusik vom Stellena Duo. Eingerahmt wurde das alles mit inspirierenden Worten von Vertretern des Rates der Religionen.

Insgesamt wurde deutlich, dass Religiöse und Humanisten vor vielen gemeinsamen gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen stehen, die man nur gemeinsam lösen kann. Religionen und Humanisten verbindet die Absicht, die Welt ein Stück besser zu machen und die ernsthafte Suche nach einem guten menschlichen Leben. Dort, wo sie gemeinsame Werte und Ziele haben – das sind nicht wenige Bereiche – war der Wunsch und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit auf allen Seiten spürbar. Prof. Antes nannte in seinem Vortrag die weltweite Gefahr und Tendenz der Entmenschlichung durch Ökonomisierung. Deren Bekämpfung sollte nicht den Fundamentalisten aller Religionen und Ideologien überlassen werden.

Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass es zwischen den Religionen, wie auch zwischen den Religiösen und Humanisten zum Teil deutliche Unterschiede in weltanschaulichen bzw. religiösen Grundlagen gibt, die man benennen können muss. In einigen Bereichen folgen daraus auch unterschiedliche Antworten und Positionen.

Als eines der Schlussworte des Friedens aus den Religionen und dem Humanismus sagte die sichtlich gerührte muslimische Vertreterin des Rates der Religionen, Hamideh Mohagehghi, dass sie den Geist Gottes im Haus Humanitas spüren konnte. Humanisten können sich dieser Wortwahl so zwar nicht anschließen, ihr aber insoweit zustimmen, dass der „Geist“ des freundschaftlichen Miteinanders und der ernsthaften Auseinandersetzung mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden spürbar war.

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